Wir Menschen benötigen einen gesunden Wechsel von natürlichem Licht und Dunkelheit. Durch zunehmenden Aufenthalt in geschlossenen Räumen und dem damit verbundenem Mangel an Tageslicht einerseits und einer Überflutung durch künstliche Lichtquellen andererseits ist dieses natürliche Gleichgewicht bereits erheblich gestört. Unser Biorhythmus und zahlreiche Vorgänge in den Körperzellen, wie z.B. die Bildung von Hormonen sind jedoch an das natürliche Licht angepasst. Die subjektiven Seh-Empfindungen in Abhängigkeit von der Lichteinwirkung sind von Mensch zu Mensch verschieden. Immer mehr Menschen nehmen wahr, dass sie sich unter dem Einfluss von natürlichem Licht beschwingter fühlen und in der lichtarmen Jahreszeit ihre Stimmung leidet, möglicherweise bis hin zur sogenannten Winterdepression.
Natürliches Licht verfügt über ein breites Farbspektrum und ist optimal für alle unsere Lebensaktivitäten. Dabei enthält dieses Spektrum für unser Auge sichtbare und unsichtbare Farbanteile. Die ultravioletten und die infraroten Lichtanteile, welche sich jeweils an den Enden der Farbskala des Lichtspektrums befinden, sind für uns unsichtbar. Der sichtbare Bereich beginnt beim blauen Licht, erstreckt sich über einen geringen grüngelben hin zu einem breiten roten Bereich.
Hinzu kommt, dass sich natürliches Licht im Tagesverlauf in seiner Farbintensität verändert. Der in unserem Gehirn für Wachheit sorgende Blau-Anteil steigt im Tagesverlauf an, erreicht mittags seinen Höhepunkt und fällt zum Abend hin wieder ab. Dann überwiegt das uns so wohltuende rote Licht. An diesen Lichtverlauf sind eine Reihe von hormonellen Prozessen gekoppelt, die unsere Tagesaktivität steuern und am Abend Müdigkeit vor dem Schlafen induzieren.
Sowohl der ultraviolette (UV-Licht) als auch der blaue Lichtanteil können unseren Augen Schaden zufügen.
Während jedoch der größte Teil des UV-Lichts nur die vorderen Augenbereichen erreicht, kann das blaue Licht bis zur Netzhaut gelangen. Der auf der Netzhaut befindliche Bereich des schärfsten Sehens, die Macula, ist dabei besonders gefährdet. Das blaue Licht steht sogar im Verdacht, bereits in jungen Jahren eine Maculadegeneration verursachen zu können.
Zunehmend werden wir durch den Gebrauch von LED-Lampen vermehrt mit künstlichem blauem Licht konfrontiert. Die heute in Haushalten bevorzugten und in Flachbildschirmen eingesetzten LED Lampen verfügen über einen sehr hohen Blaulichtanteil.
Besonders gefährdet durch blaues Licht sind die Augen unserer Kinder. Achten Sie deshalb bitte unbedingt darauf, wie der Lichteinfall von LED-Lampen am Esstisch, im Spielbereich etc. ausgerichtet ist. Lassen Sie Babys deshalb nicht unter LED-Lampen liegen.
Ich bevorzuge die „gute alte“ Glühlampe, welche durch ihren hohen Rotlicht-Anteil wesentlich verträglicher ist. Ihr Lichtspektrum kommt dem natürlichen Licht sehr nahe, sie ist absolut flimmer- und strahlungsarm. Ihre Wärmeabstrahlung kann jedoch unterschiedlich bewertet werden.
Hinsichtlich der zunehmenden Bildschirmnutzung möchte ich nachfolgend noch auf weitere wichtige Aspekte hinweisen:
Auf Grund des Einsatzes von LED Lampen ist der Blauanteil der meisten Bildschirme sehr hoch. Blaues Licht signalisiert dem Gehirn es sei Tag. Die Blaulichtrezeptoren in den Augen melden dies an unsere „inneren Uhr“, die Zirbeldrüse. Dadurch wird weniger Melatonin produziert. Melatonin benötigen wir für gesunden und entspannten Schlaf.
Bei ungeklärten Schlafproblemen sollten Sie unbedingt an die Möglichkeit des gestörten Biorhythmus durch zu hohen Bildschirmkonsum am Abend denken. Auch immer mehr Kinder sitzen noch bis spät in den Abend vor Handys und an Bildschirmen. Ab ca. 21:00 Uhr beginnen in unserem Körper die Regenerationsprozesse und der Melatoninspiegel sollte jetzt am höchsten sein. Diese Prozesse zu stören, kann – gerade bei Kindern und Jugendlichen – nachhaltig die Gesundheit beeinflussen!
Vom blauen Licht ist zudem noch bekannt, dass es das Wachstum des Augapfels anregt. Bis ca. zum 20. Lebensjahr befindet sich der Augapfel im Wachstum. Ein zu langer Augapfel führt zu Kurzsichtigkeit. Aus diesem Grund warnt der bekannte Hirnforscher Prof. Dr. Manfred Spitzer vor einer starken Zunahme der Kurzsichtigkeit durch übermäßige Nutzung digitaler Medien im Kindesalter. Er spricht in diesem Zusammenhang sogar von einer möglichen künftigen Pandemie der Kurzsichtigkeit.
Schauen Sie sich dazu bitte das folgende spannende Video von Prof. Dr. M. Spitzer an:
Vortrag von Prof.Dr. Manfred Spitzer zum Thema “Von der Digitalen Demenz zur Smartphonepandemie“ hochgeladen auf Youtube 23.11.2019 https://youtu.be/MRrPbNLhEuQ
Im heutigen Zeitalter zunehmender Digitalisierung lassen sich Bildschirme nicht mehr aus dem Leben wegdenken. Gehen Sie dennoch sorgsam mit deren Nutzung um und wägen Sie ab was, wann unbedingt erledigt werden sollte.
Meine Empfehlungen:
Als hilfreich erweist sich die Nutzung von Blaufiltern auf Bildschirmen. Alternativ können Schutzfolien direkt auf die Bildschirme aufgebracht werden.
Manche Menschen bevorzugen Computerbrillen. Diese gibt es als orange oder gelb gefärbte Brillen (ohne Sehstärke) oder als Klemmaufsätze für Brillenträger. Angebote finden Sie bei den üblichen Internetanbietern in großer Bandbreite.
Eine weitere Möglichkeit bieten Brillengläser mit blaulichtreflektierender Beschichtung. Lassen Sie sich hierzu am besten von Ihrem Optiker beraten.
Bitte legen Sie bei langen Bildschirmarbeiten stets regelmäßige Pausen ein. Achten Sie dabei auch unbedingt auf die Signale Ihrer Augen. Spätestens wenn sie schmerzen, sich trocken oder müde anfühlen, sollten Sie die Arbeit am Bildschirm beenden oder sich eine Pause gönnen. Entspannen Sie Ihre Augen, durch Blicke in die Ferne und zusätzliches Blinzeln.
Nutzen Sie so oft es geht und so viel wie möglich das natürliche Tageslicht.
vgl.: Artikel: „Die zwei Seiten des blauen Lichts“
https://www.zeiss.de/vision-care/besser-sehen/sehen-verstehen/die-zwei-seiten-des-blauen-lichts.html